The Schroedineers, Chapter 4: Kili

Am nächsten Abend sind wir immer noch in Kowloon.

“Oh Kowloon. Du miesester Molch mühsam marodierender Marotzer! Wir wollten dich besiegen.Wir wollten dich vernichten. Wir wollten dir den Gar aus machen! Wir sahen die Verschwörung. Doch wir haben nichts verstanden. Wir waren nur verwirrt!”

“Warte mal… Seit wann wollen wir Kowloon den Gar ausmachen? Und darfst du überhaupt schon von deinem Text vorlesen?” sagt Felix, während er genüsslich an seinem Shotglas 12 Jahre altem Enigma Bowmore sippt. “Ich hab doch eben erst meinen fertig geschrieben”

“Ach ihwo, mach dir keine Gedanken. Das is ja eh alles anders geschehen, ich bau das alles ein–“, worauf Lukas mir ins Wort fällt “Das ist ja mal SO selbstreferenziell! Wie Flex Mentallo! Das musst du UNBEDINGT lesen! Felix kommt da auch vor. So toll einfach–” Er macht noch lange weiter (ich versuche potentielle Spoiler zu vergessen) doch meine Gedanken schweifen schon fort.

Kowloon. Wie sind wir so nah und doch so fern? Wie sind wir so vertraut und doch so fremd? Wir streichen durch deine Straßen, riechen deine Düfte, hören dein Geflüster. Wir sind hier und du bist hier, doch verstehen können wir nichts. Die Zeichen überwältigen sich, doch ihre Bedeutungen bleiben obskur. Feist grinsende Mock Monks, Genuine Copy Rolexes, komplimentärfarbige Spielplätze mit Fitness-workout-areas for the Elderly, asylierte Koreaner in 6qm grossen Ein-Raum-Läden… der Damoklesfernseher über meinem Kopf… Die Singularität ist omnipotent – die Bannsticker nichts weiter als ein Tropfen auf den heißen Stein. Kowloon, du Sklave der Entkastung!

Wir erkennen die wahrheit: Wir sind besiegt, unsere Macht gebrochen.
We retreat to fight another day, schippern am Tag darauf nach Hong Kong Island und sagen Kowloon schweren Herzens Lebewohl. Die Luft auf der anderen Seite der Bucht ist reich mit ungenutzten Möglichkeiten, mit unendlichem Potential. Die Singularität hat die Victoria Bay noch nicht bezwungen, doch wir  spüren ihre grausame Macht langsam wachsen…

Unsere einzige Verteidigung ist der Angriff. Wir nehmen die Peak Tram und positionieren uns auf dem höchsten Punkt Hong Kong’s – der Peak Tower auf 370 m.
Ich ziehe eine weitere Bannmarke aus meiner Tasche und spreche meine Worte,
und ich spreche sie wahr.

Und die anderen stimmen mit ein.
Und dann geschieht es.

Ich blicke mit dem Geist und höre mit der Seele. Aber ich verwirre niemanden mit meinem Geist und ich verwirre niemandem mit meiner Seele. Ich verwirre mit dem Herzen.

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