Schrödingers Katze

Schrödingers Katze

aber nun stelle man sich folgende Situation vor: Da kommt man nach hause, an einem Tag, der nicht nur viel zu heiß ist, nein, es geht ja schon vorher los, denn an diesem Tag gibt einem die Arbeit bereits den Rest, und zwar insofern, dass der Kaffeeautomat nicht streikt – das wäre ja zu einfach – aber das tut er ja nicht, dafür ist sich der gute Automat zu fein und schießt stattdessen seine Becher mit solcher Euphorie in die Auffangvorrichtung, dass sie schräg hängenbleiben, ja, schräg, in einem Winkel, der den Kaffee bis unter den Schlips sprudeln lässt, braun, auf rot, und als ob es damit aufhören würde, der Schlips hat genug und ab, rein ins Hemd, braun-weiß gefleckt, dann noch der Chef daneben, Schrödinger, um Zwölf ist Abgabe! und wie sieht das denn hier aus, so ne Sauerei, und ich noch, Chef, der Automat, aber er, Nichts Automat, Zwölf und Schluss, aber das reicht nicht, nein, der Tag ist noch nicht vorbei, halb Zwölf und Bell am Schreibtisch, trinkt Kaffee aus ihrer Tasse, natürlich ohne Flecken, weil sie die Tasse selbst mitbringt, soviel zum Lernen am Vorbild, sitzt da und trinkt, Tja Schrödinger, das ging dann wohl in die Hose, und Recht hat sie, weil das Hemd seinen maximalen Absorptionsgrad erreicht hat, was auch sonst, das nenne ich klare Absage, aber neu ist das ja auch nicht mehr, Interesse = gegenüberliches Desinteresse, empirisch bewiesen, Gesetz der Großen Zahlen, bravo, die Baustelle kann man dann auch schließen, Zwölf Uhr, Schrödinger, sind Sie noch bei Trost, ‘kackendreiste Qualitätskontrolle’, was soll denn das, da wird sich die Rechtsabteilung aber freuen, haben Sie den Verstand verloren? aber was ist mit freier Meinung und der Pflicht, der Öffentlichkeit gegenüber, ‘Pflicht’, Schrödinger, jetzt treiben Sie’s nicht zu weit, sonst erzähl ich Ihnen was von ‘Pflicht’, ich hab noch andere Pflichten, hier, den anderen zwanzig Tastendrückern, hier, dem Betrieb gegenüber, also kommen Sie mir nicht mit Pflicht, also soll ich es ändern, vielleicht ‘nicht vorhandene Qualitätskontrolle’? Schrödinger, Schrödinger, es reicht, überlegen Sie sich gut, was Sie sagen, toll, was soll ich auch sagen, kommt ohnehin nicht aufs Blatt, aber das sag ich natürlich nicht, man muss seine Grenzen kennen, wenigstens man selbst, wenn schon kein anderer, Grenzen, ja, aber dazu kommen wir noch, der Tag hat noch mehr zu bieten, also wieder eine Baustelle weniger, nichts wie weg, nur haben die Idee noch andere, Blaulicht auf Kreuzfahrt, Lastzug nach links und voll in die Seite, Treffer, versenkt, da liegt er, gestrandet mitten auf der Kreuzung, Totalschaden beidseitig, klare Sache, das wäre was für morgen: POLIZEI GEGEN LASTER – AUSGANG UNENTSCHIEDEN, aber ich bin raus für heute, vielleicht was für Bell, und als ob das genug wäre, überall Schutzmasken, Blausäurealarm, alles umleiten, hier geht gar nichts mehr, Stau, Umleitung auf acht Kilometer und wieder Stau, was auch sonst, bis daheim ist’s dunkel, aber jetzt, jetzt kommt’s, jemand war da, kein Witz, ich weiß ja, wie es sein sollte, bei mir, man kennt das ja, das ist was Privates, dafür gibt es ein Gespür, wie beim Tier, das ist ja das eigene Heim, alles markiert, BETRETEN VERBOTEN, Privatbesitz, und dann war da jemand, nicht nur ein Gefühl, da ist Wissen, wenn Wissen überhaupt noch was ist, hier gibt’s kein aber, das muss man sich mal vorstellen, das eigene Heim, nun, was gibt einem das Recht, da einfach mal rein, das ist heilig, Zutritt nur mit Weihe, und dann noch an diesem Tag, nein, es gibt Grenzen, maximaler Absorptionsgrad erreicht, aber warum eigentlich, es fehlt nichts, nichts fehlt aber es war jemand da, kein Witz, nur gibt es kein Wort dafür, das ist unaussprechlich, kackendreiste Qualitätskontrolle, das ist kackendreister Qualitätsverlust, Verlust an Lebensqualität, nicht mal im eigenem Heim, was gibt einem das Recht … Fernseher an, Teilchenflimmern quer im Raum, das kennt man wenigstens, aber warum wenigstens, man kennt alles, man hat es be– und geschrieben, kennt die Teilchen, alle eindeutig zuzuordnen, keine Zwischenräume, keine undefinierbaren Zustände, UNFALL AUF KREUZUNG… alles bekannt, ich war dabei, schreibt es an die Wand, Schrödinger was here, wenigstens etwas, bleibt bis zum nächsten Abriss, daran ändert sich nichts, es bleibt, wie es steht, was will man mehr, ein Abbild von Wirklichkeit, Authentizität, ein Stückchen ICH, was bleibt sonst, wenn sich alles ändern muss, von Punkt bis Ziel, kein Transfer ohne Verlust, alles empirisch bewiesen, es war jemand da, die Uhr steht auf halb Zwölf, das ist es, normal läuft sie weiter, Batterie fast leer, aber sie läuft noch, nur auf den Minuten, wer weiß warum, vielleicht sind die Stunden schwerer, aber sie läuft weiter, nur jetzt nicht, es reicht, halb Zwölf, ich mach das nicht mehr mit, zusperren und nicht mehr aufmachen, keine Änderungen, macht auch keinen Unterschied, alle Baustellen abgehakt, was wollten sie hier, vielleicht Daten, die kriegen sie nicht, nicht hier, Informationsendhaltestelle, ich mach dicht, Ende, aber nun stelle man sich das

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