Corona-Wg: Die Corona WG gibt’s noch

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Es ist ne Weile her, dass ich die Sachen gemacht habe, die mir Spaß machen. Aber jetzt bin ich zurück an meinem Schreibtisch und schreibe. Noch eine Sache, die ich lange nicht gemacht habe: Radfahren und Musikhören. Mittlerweile mache ich das wieder und ich muss sagen: Es ist sehr geil. Die letzten zwei Wochen hat mich sowohl Corona, als auch die Arbeitslosigkeit in ein Loch geworfen. Fehlende Bewegung, schlechtes Wetter, fehlende Möglichkeiten einfach mal rauszukommen und mein Bescheid über die Höhe meines, mir vom Staat gebilligten Geldes für meinen Lebensunterhalt haben ihr Übriges getan.

Für mich war immer klar, dass ich in ein Loch fallen werde, wenn der von außen aufgedrückte Tagesrhythmus wegfällt und mir alles um die Ohren fliegt. Dass es so lange gedauert hat, bis es passiert, war sowohl Corona und auch der Corona WG zu verdanken. Alle saßen in einem ähnlichen Boot wie ich. Jetzt bin ich aber fast wieder raus aus diesem Loch an Untätigkeit und das liegt an vielen kleinen Dingen, die durch Zufall durchs Fenster der Corona WG geflogen kamen. Eine Freundin hatte ein Rad in ihrem Keller, das sie nicht mehr braucht und das sie mir überlassen hat. Ich hatte total vergessen, wie viel Spaß radln macht und wie sehr mir das gefehlt hat. Zu Fuß gehen fand ich schon immer irgendwie doof. Mensch braucht ewig, um von A nach B zu kommen. Vor ein paar Wochen haben wir Freunde auf ein oder zwei Bier (und auch Pfeffi) im Garten des Fischerhauses besucht. Wir sind hin und wieder zurückgelaufen, insgesamt wohl eineinhalb Stunden Fußweg und ich hatte Muskelkater – kein Scheiß. Wie unbewegt war ich denn bitte die letzten zwei Monate? Oder wie alt ist mein sonst so verlässliche Körper eigentlich? Mit meinem neuen Drahtesel hab ich dann auch gleich eine längere Tour gemacht, fragt nicht warum. Hier kommt die Kurzfassung: Ich musste vom Bahnhof in Erlangen in den Röthelheimpark im Osten, um meinen Wohnungsschlüssel zu holen. Dann musste ich nach Alterlangen, im Westen und in meine eigene Wohnung (Ja, die gibt’s noch), um den Ersatzschlüssel für das Auto meines Mitbewohners zu holen. Dann ging es in den Erlanger Süden, um dort das Auto passend zum Schlüssel zu holen. Damit bin ich dann in ein Dorf nördlich von Erlangen gefahren, um die Kindersitze zu den entsprechenden Kindern zu bringen. Dann das Auto wieder zurück in den Erlanger Süden. Dann auf einen Plausch zu einer alten Kommilitonin, die zufällig neben der Wohnung der Freundin meines Mitbewohners wohnt. Dann habe ich noch beschlossen, etwas Gutes zu tun und bin bei der Blutspende gewesen. 18.50 Uhr dagewesen und um 20.30 Uhr wieder raus. Nicht weil mein Blut so langsam läuft (Rekordzeit von 9,5 Minuten für 500 ml Blut), sondern weil Corona. Dann in die Stammkneipe und dann wieder in den Erlanger Osten, weil Corona WG. Das hat auf der einen Seite dazu geführt, dass sich meine Laune erheblich gebessert hat und auf der anderen Seite mir der Arsch weh tut, weil ich scheinbar nicht mal mehr Fahrradfahren gewohnt bin. Yeah, 30 ist n geiles Alter.

Was noch dazu geführt hat, dass ich mich aus dem Loch ganz gut rausgezogen habe, war ein spontaner Trip in den Süden von Nürnberg, um Freunde und deren Kinder zu besuchen. Einfach mal raus. Wie beim Fahrradfahren wusste ich vorher nicht, wie sehr mir das gefehlt hat, einfach mal aus Erlangen zu verschwinden. Außerdem sind Kinder toll, wenn es nicht die eigenen sind. Wenn ich so darüber nachdenke, wie schön es war, dort einfach mal zweieinhalb Tage an wenig anderes zu denken, merke sich, wie ich mich dabei ertappe, meine eigenen Gedanken übertrieben zu finden. Es waren nur knapp 48 Stunden, die ich nicht in der Corona WG und ohne viel texten oder Nachrichten verbracht habe. Spinn mal nicht rum, denke ich mir. Ich bin vorher wegen Arbeit auch nicht dauernd woanders hingefahren, aber gerade jetzt habe ich gemerkt, wie sehr es mir gefehlt hat, einfach in den Zug zu steigen und weg zu sein. Oder Musik zu hören und zu lesen oder zu schreiben. Aber genau das habe ich in der letzten Woche gemacht.

-Lea K.

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