Corona-WG: Schulen öffnen oder nicht?

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Rezo hat mal wieder ein Video gemacht, das von vielen Menschen gesehen, geteilt und diskutiert wurde (link).

Schulen sollen wieder öffnen und Abschlussprüfungen sollen geschrieben werden. Rezo findet das ziemlich unverantwortlich. Die Hygienestandards in Schulen sind oft unter aller Kanone. Wenn ich an meine eigenen Schule denke, hatten wir zwar pro Klassenzimmer ein Waschbecken, aber ansonsten sah es da auch eher mau aus. Ich verstehe den Druck, den viele Schüler*Innen verspüren. Ein Kumpel von mir meinte, dass die Abiprüfungen auf die Uni vorbereiten, weil das für viele die ersten richtig “großen” Prüfungen in ihrem Leben sind. Meine eigene Erfahrung ist, dass mich meine eigene Schule nicht wirklich auf meinen Studiengang vorbereitet hat, beziehungsweise waren es nicht die Abiprüfungen alleine, sondern viele andere Dinge im Schulalltag. Ich mag aktuell nicht in den Schuhen der Abiturient*Innen stecken. Ich wüsste nicht, was schlimmer ist: Kein Abi schreiben oder ein erhöhtes Risiko, wenn mensch in die Schule geht. Ich sehe und lese von sehr vielen unvernünftigen Menschen. Da will ich aktuell nicht wissen, wie es Jugendlichen gehen, die das Ausmaß entweder nicht verstehen oder nicht erklärt bekommen, worauf es ankommt. Homeschooling scheint ja auch nicht super zu funktionieren. Ich meine, ich kann mich zuhause kaum auf irgendwas konzentrieren, weil es zu viel Ablenkung gibt. Wie es wohl bei den meisten Studierenden oder Schüler*Innen aussieht, will ich mir da gar nicht ausmalen.

Nach knapp fünf Wochen ohne geregelten Alltag fällt es mir schwer, einzelne Aufgaben zu erledigen, weil ich lieber rumgammel, zocke oder schlafe. Alles, was nicht Ablenkung ist, ist gerade schwer durchzuhalten. Ich bin ein Mensch, ich brauche äußere Einflüsse, dass ich den Arsch hoch bekomme. Das Einzige, was hilft, ist mir von außen Deadlines aufdrücken zu lassen. Die Angst, andere Leute zu enttäuschen, ist viel höher als meine eigene Motivation, zu wachsen und was hinzubekommen. Is’ schon irgendwie krass, wie leicht ich in diese Lethargie gerutscht bin und ich hoffe, ich schaffe es da wieder raus. Weil ich krass auf Listen stehe, mache ich mir To-Do-Listen. Wenn ich aber nicht drauf schaue, bringen die aber auch herzlich wenig. Für die nächste Woche habe ich drei feste Termine: Zwei Sendungen fürs Campusradio und eine Streamingveranstaltung. Ich hoffe, dass das mich wenigstens ein bisschen motiviert, was gebacken zu kriegen. Außerdem ballere ich meinen Monitor mit Post-Its zu. Hilft ja nichts.

Ansonsten leben wir in der Corona-WG nebeneinander her. Es ist die meiste Zeit angenehm, aber auch frustrierend, weil wir beide keine Motivation haben und uns nicht gegenseitig pushen, was mir manchmal fehlt. Jeder sitzt an seinem eigenen Rechner und macht Etwas ähnlich triviales. Wir gehen spazieren, kochen zusammen, schauen einen Film, liegen zusammen im Bett. Alles ist so zeitlos und unwirklich in der Blase von 19 qm.

-Lea K.

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