Corona WG – Leben auf 19 qm

Tag Zero – Mist

Jetzt ist es passiert. Corona hat mich eingeholt. Oder eher meinen Mitbewohner. Der Depp musste ja auch einen Tag im Risikogebiet Skifahren gehen. Jetzt sitzt er zuhause und zwar die nächsten zwei Wochen. Häusliche Quarantäne. 

Und was mach ich? Wenn ich in die Wohnung gehe, muss ich auch drin bleiben. Zumindest, wenn wir uns Bad und Küche teilen und weit und breit kein Desinfektionsmittel in Sicht. Naja, dann ziehe ich erstmal zwei Wochen zu meinem Freund. Easy! Zwei Wochen 19 qm Wohnheimszimmer. Zwei Wochen Zwangs-Corona WG. Mitten in einer globalen Krise hebe ich meine Beziehung zwangsweise auf eine neue Ebene.

Naja, wird schon werden, ich bin ja sowieso mindestens 11 Stunden in der Arbeit. Wer braucht schon eine Rückzugszone? Das Büro ist meine Rückzugszone! Da ist ja aktuell eh keiner. Außerdem hab ich noch zwei weitere Rückszugsorte: Bücher und Borderlands 3. Flucht in Fantasie und Ballern bis die Ausgangssperre auch mich einholt. 

19 qm also. 

Das größte Problem? Bin, glaub ich, ich. Mein, auf zwei Meter Lebensgröße gestapelter Partner ist gerne alleine. Ich rede gerne. Online manifestiert sich das in lautes Tastengeklapper, offline in Sprachnachrichten, die ich zwar ungern verschicke, dennoch gerade in Stresssituationen als nötiges Übel empfinde. Er hat einen ungewöhnlichen, um nicht zu sagen nicht vorhandenen Schlafrhythmus, ich streiche meistens gegen ein Uhr nachts die Segel. Spätestens. Um 7.30 Uhr ist die Nacht rum, wie mein Vater sagt. Mal sehen, wie dick unsere Nervenstränge sind.

Und da sind wir jetzt, auf 19 qm, wo der Große gerade leise vor sich hin fluchend etwas Platz macht, damit ich meinen Computer, einen Rucksack mit Klamotten für eine Woche und der Komplettausgabe Metro irgendwo unter bekomme.

Wird einer von uns das Handtuch werfen? Wer weiß? Eins weiß ich sicher: Es bleibt spannend in der Corona WG!  

Tag Eins – Ein Sonntag wie jeder andere – fast

Ausschlafen, Frühstücken, Kaffeetrinken und lesen. Eigentlich wie an einem gewöhnlichen Sonntag. Nur, dass ich ständig auf die Uhr schauen muss. Eine Freundin holt mich gleich ab. Wir fahren in meine normale WG, halten Abstand zu meinem Quarantäne-Mitbewohner und hauen ein paar Sachen in meinen Rucksack und bauen den Rechner ab. Ich hab mir eine Liste gemacht, mit allen Sachen, von denen ich glaube, dass sie wichtig sind. Allen voran Lesematerial, der PC und mein Schnabeltier Hank. 

Corona-WGMensch braucht ja echt relativ wenig, wenn ich so drüber nachdenke. Bisschen Klamotten, was fürs Badezimmer und was für die Seele. Geht natürlich nur, wenn man irgendwo hingeht, wo es ein Badezimmer und eine Küche gibt. Dann kann man Doug Adams ruhig ignorieren und das Handtuch dahin werfen wo der Pfeffer wächst.

In der Corona WG angekommen, ist eigentlich alles schnell verräumt und so beginnt der Alltag. Ein Skypecall und 50 Seiten später liege ich im Bett während der Große noch Dota zockt. Meine Gabe für diese besondere Wohnsituation? Ich kann einfach überall schlafen. Und das mach ich auch!

Lea K.

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