Sitzen mit Peter

Mein Mitbewohner Andi geht mittwochs immer zur Zazen-Meditation, Rumsitzen und Schweigen und so. Ich war auch mal dabei, es war sehr interessant, aber ich hatte dann das Gefühl, das Prinzip schon verstanden zu haben und musste dann auch nicht nochmal mit. Dafür ist jetzt immer Peter mit dabei. Das stelle ich mir sehr lustig vor. Und daher habe ich Andi den folgenden inneren Monolog in den Mund gelegt.
Sitzen mit Peter.

Zum Text als Pdf
Ja es gibt da diese Sache / die ich jetzt schon länger mache
jeden Mittwoch abend viertel nach acht
Wobei, ‚machen‘ ist nicht richtig / man nimmt Machen viel zu wichtig
wenn man’s tut hat man schon viel zu viel gemacht
Es geht im Grunde um ein Kissen / auf dem sitzt man eher beschissen
dann starrt man g‘radeaus auf eine Wand
Wobei, Kissen ist nicht richtig / man nimmt Kissen viel zu wichtig
hab ich, hab ich, hab ich, hab ich mir gedacht
Doch auch „Denken“ ist nicht richtig, auch das nimmt man sicher wichtig
Nur das Starren an die Wand hat hier bestand
Nach den ersten ein, zwei Stunden / hat man sich dann selbst gefunden
oder irgend irgend irgendwas erkannt
Okay, das sind doch jetzt doch nur Phrasen / die wir irgendwo mal lasen
denn eigen-, eigenlich geht’s echt um nix!
Nicht um die Wand und nicht ums Kissen, und ganz sicher nicht ums Wissen
all solches Zeug, das, das, das lernt man hier ganz fix
Und die Erleuchtung, die kann sich mal verpissen
Mittwoch abend mach ich mach ich einfach nix
Und die Gedanken werden immer obsoleter
denn ich sitze sitze sitze neben Peter

Sitzen mit Peter, ich sitze neben Peter auf nem Kissen
ja ich sitze mit Peter, manchmal fragt man mich
muss man das denn müssen?
Sitzen mit Peter, mit Peter vor dem Bücherregal
ja ich sitze mit Peter, fragt mich nich‘ warum
im Grunde ist / das doch auch / ziemlich egal

Die ganze Woche musst ich sprechen / für mein Stockwerk und beim Zechen
doch nun: Schweigen mit Peter
jetzt wird geschwiegen geschwiegen geschwiegen geschwiegen geschwiegen
bis sich die Balken biegen
Die ganze Woche war beschissen / jetzt sitz ich endlich auf dem Kissen
und ich denke denke intensiv an nichts
es wird immer abgefahr’ner / neben Peter beim Japaner
jetzt wird geschwiegen geschwiegen geschwiegen geschwiegen geschwiegen
bis sich die Balken biegen
Und die Gedanken werden immer obsoleter
denn ich sitze sitze sitze neben Peter

Signatur_LukasSignatur_Phil

This entry was posted in Klingendes and tagged , . Bookmark the permalink.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *