Rezension: ZWEIZEILER

Lucas Fassnacht/ Kilian Wilde: Zweizeiler
7,50 €, ISBN: 978-3-943876-65-9, Periplaneta 2014

15 Zweizeiler zu je einem antiken Philosophen mit begleitenden Artworks, wird versprochen! Das klingt famos, zumal man so nicht nur erfährt, welches Hexameterpaar nun DIE Quintessenz Demokrits darstellt, sondern auch – harr harr! – wie Platons philosophisches Gesamtwerk eigentlich aussieht! Dazwischen klingen ausgesprochen wohlgeformte Reime, die man eigentlich immer mitsprechen müsste, damit sie nicht zu kurz kommen. Der eigentliche Clue in dem Unterfangen, diese Zweizeilerverzwirbelungen zu reflektieren, liegt allerdings in dem – durchaus überraschenden – Umstand, dass man hier unbedingt Story-Spoiler vermeiden sollte. Jawohl, und nein!, es gibt keinen weiteren Text. Die hypnotischen Bildgespinste des 52 Seiten kleinen Bandes entwickeln ihre eigene, phantastische Aventüre, tief in den Kaninchenbau der alten toten Griechen hinein. Natürlich, es gibt Bildmetaphern für Heraklits Paradoxien, aber der eigentlich spannende Transfer funkt nicht zwischen Textlichkeit und Bildlichkeit, sondern zwischen der Verlockung der Einzelillustration und dem unnachgiebigen Tempo der Sequenz; wo so manche Tafel danach verlangt, als großes Poster an der Wand zu gebieten, entlarvt die nächste sie bereits als alten Lügenbaron, auf dessen prächtigen Bart man nicht hineinfallen sollte. Manchmal, da brauch man keine Paläste, sondern hat einfach nur einen guten Durst. Bis in die Medialität der Buchfalzung hinein ist dieser Hintersinn gewickelt, wenn sich die Wegstationen gegenseitig kaum mehr zu Wort kommen lassen und dennoch jede Sentenz das ganze Gewicht der Welt zu tragen meint. Zum Glück lässt sich der unbeeindruckte Wandersmann, der uns durch diese Niederungen führt, davon nicht in die Irre führen, denn alte Männer sind eben manchmal auch nur schöne Sachen. Nebenbei: Klar ist, wer das letzte Wort haben darf – endlich kann man ihm das auch mal durchgehen lassen…!
Schwer beeindruckt:
– Der Lukas

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