The Schroedineers: Meta-Epilog

Eine grandiose Season der “Schroedineers” liegt hinter uns: Der Weltuntergag wurde unterbunden, Schroedingers Schwarze Katze ist in einem “Battle of Wits” unterlegen und die Schroedineers konnten die Weisse Katze aus ihrem Tesserakischen Gefaengnis befreien. Damit
sind natürlich einige Cliffhanger verbunden, etwa die im Internet weit diskutierte Frage, ob sie die Weisse Katze zu einem Schroedineer machen werden, oder ob ihre Macht besser unangetastet bleiben sollte. Ob eine weitere Staffel der Schroedineers in Auftrag gegeben wird, ist derzeit freilich noch unklar. Während die weite Resonanz, die “The Hunt for Schroedingers Cat” auf Blogs ausgelöst hat viele überrascht hat (besonders spektakulär war natürlich der Youtube-Hit der musikalischen Interpretation des “Schroedineer Theme Song” von dem deutschen Independent-Komponisten P.Dreher), haben wir hier ein besonderes Highlight zum Season-Finale: Ein Behind-the-Scenes-Interview mit den drei Schöpfern der Schroedineers, die die gleichen Namen tragen wie ihre fiktiven Figuren: Felix Schittig und Kilian & Lukas Wilde (verbrüdert). Um einen Blick hinter die einzigartige Produktionsweise der “Schroedineers” zu ermöglichen, werden sie sich im nun folgenden Cross-Interview gegenseitig Fragen stellen und so vielleicht auch ihre besondere Arbeitsweise reflektieren.

Felix:
Werte Kollegen und Brüder des Herzens, Lukas und Kilian. Die Produktion der aktuellen Ausgabe der Schroedineers fand in Städten und auf Inseln, in Schiffen und Fähren, in Zügen und in Bussen statt. Welche der vielfältigen Schauplätze ist euch besonders ans Herz gewachsen?

Lukas:
Spannend fand ich, wie unterschiedlich viel die verschiedenen Orte in die Story eingeflossen sind; Macau wurde ja z.B. gar nicht erwähnt (auch wenn zwei Videos da spielen). Kowloon hat die Stimmung, Charaktere und Plots schon am stärksten beeinflusst. Manche Orte, an denen wir eh waren, mussten eingebaut werden (die Peak), zu anderen sind wir ja hauptsaechlich wegen Produktionsmaterial hin (der Lantau-Buddha). Ich glaube aber, auf der Insel Lamma liegen Story-Welt und meine realen Erinnerungen am dichtesten beieinander, also gerade in dieser Psylocibin Folge! Da konnte ich den ganzen Tag ja wirklich schon aus dem geplanten Videoschnitt heraus denken und wahrnehmen…

Kili:
Felix, Felix, Felix… Welcher Schauplatz ist mir denn NICHT ans Herz gewachsen? Nun, Busse fand ich nicht so gut wie Züge, Züge nicht so gut wie Fähren und Inseln waren mit Städten doch ziemlich ungefähr auf einem Level. Oder besser gesagt: Auf dem gleichen Level, aber in verschiedenen Genres. Wobei es Genres gibt, die ich anderen gegenüber bevorzuge, je nachdem wie die Stimmung ist. Man kann nicht immer nur Shooter zocken – RPGs und Beat ’em Ups finde ich auch gut. Aber damit ich hier nicht nur rumlabere sollst du eine Antwort bekommen: Nach Tsim Sha Tsui und in den Chungking Mansion kehre ich im Kopf immer am liebsten zurück.

Kili:
Also gut, hier kommt meine Frage: Wir hatten viel mit Katzen und Hunden zu tun – neue Erfahrungen gemacht, Freundschaften geschlossen, Verwirrungen erhalten. Wie haben diese Erfahrungen eure persönlichen Ansichten zu genannten Tieren verändert? Positiv? Negativ? Sprecht wahr!

Felix:
Also meine Liebe für Katzen und katzenartige Wesen hat ja schon vor Jahren ihren Zenit erreicht und hat sich auch während der Produktion um kein Promill verschmaelert. Auch meine etwas komplexere Beziehung zu Hunden hat sich nicht verändert – ich habe den direkten Kontakt aber auch ehrlich gesagt nicht gerade gesucht. Ich möchte deine Frage gern auf eine ganz andere Tierart ausweiten: Die Ameisen. Die Emsigkeit, mit der sie Tag und Nacht an ihrer Strasse an meinem Bett in Kowloon entlang arbeiten, hatte mich schon zu Beginn schwer beindruckt. Doch erst der mir gegenüber gezollte Respekt – keine einzige der Ameisen hatte in der gesamten Zeit mein Bett betreten – lässt mich nun ganz anders über Ameisen, Tiere und überhaupt alle Wesen nachdenken.

Lukas:
Zu Tieren kann ich nicht viel sagen.. Ich möchte die Überlegung, dass einem plötzlich überall diese ganzen Katzen auffallen (wenn sie Story-relevant sind) ausweiten: Die ganzen Ereignisse, Orte, Personen und Begebenheiten in so einem Urlaub ständig aus Schroedineer-Perspektive mit wahrzunehmen ist erst mal etwas komisch, so als ließe man sich irgendwie weniger auf Hong Kong und das alles ein… Aber mir ging es so, dass es auch eine viel intensivere Auslandserfahrng, Urlaubserfahrug wurde, weil man echt alles aus viel mehr Perspektiven sieht, sich auf den letzten Quatsch voll einlassen kann, wenn man ihn so fiktionalisiert. Nicht nur Input, sondern auch Output – so erlebt man echt am meisten!

Lukas:
Das führt mich direkt zu meiner Frage an euch: Diese Story ist ja nicht nur +Tag für Tag live entstanden; auf dem Hinflug hatten wir auch bloß vorgehabt, vielleicht einen oder zwei gemeinsame Posts am Ende des Urlaubs zu machen, nicht – wieviel, zwölf? Mich würde interessieren, was ihr euch vorher gedacht hattet, was das für ein Projekt wird, hier Kameras und Laptops und Premiere mitzunehmen und irgendetwas Kreatives “nebenbei” für den POSTkasten zu produzieren.

Kili:
Ich bin froh, dass du “nebenbei” in Anführungszeichen gesetzt hast, sonst hätte ich darauf nämlich noch etwas erwidern müssen… Auf dem Hinflug war mir das ja noch alles ziemalich egal. Eigentlich wollte ich an Tale of Fiction weiterarbeiten und sporadisch etwas für den Kasten machen – ab und zu was Kleines zeichnen, damit ich meine Ruhe habe. Aber wie sagt man so schön? Die Kreativität kommt beim Schreiben. Und so war es hier auch. Wir haben uns im Duty-Free Shop diese Unmengen an Schnapps gekauft, und hinüber war mein feiner Plan. Los ging’s.

Felix:
Für mich war es eine völlig neue Erfahrung – reisen und dabei live produzieren – zumindest in diesem Ausmaß. Ich glaube, der aktuelle Stand der Technik, unser Equipment und unser Know-How haben uns hier einiges leichter gemacht als noch zu Zeitstromschipperer-Zeiten und anderes überhaupt erst möglich. Trotzdem glaube ich nicht, dass das letztendlich der entscheidende Faktor war. Das Format, das wir uns am Anfang unserer Reise ausgedacht hatten, ist zum allgegenwärtigen übergreifenden Ding geworden. Das hat die ganze Erfahrung geprägt.

Felix:
Jetzt hätte ich aber auch nochmal eine Frage. Und zwar würde mich eure Sicht auf uns und unsere Alter Egos interessieren. Seht ihr Ähnlichkeiten zwischen euch und eurem gleichnamigen Charakter? Wie sieht es mit den anderen Charakteren und ihren Darstellern aus?

Lukas:
Ha, das ist ne geile Frage! Erinnert ihr euch an die Diskussion, die wir auf der Insel Lamma hatten? Ob man “solche Videos” und “solche Fotos” von sich ins Internet stellen kann? Weil die Leute nicht checken, dass das eine Fiktionalisierung ist und dann noch denken, dass WIR (also: in echt) hier irgendwas mit Drogen zu tun hätten? Tja, da finde ich diese Text/Bild-Differenz immer noch völlig faszinierend: Schreiben kann man den größten Quatsch über sich, aber sobald man Bildmaterial verwendet, besteht ein Realitätsverdacht – obwohl das ganz offensichtlich hart selektiert, bearbeitet und artikuliert wurde! Confusing!

Kili:
Naja, also generell würde ich sagen dass Schroedineer Kili und der echte Kili (Ich) schon sehr viel gemein haben. Ähnlichkeiten sehe ich da auf jeden Fall. Der echte Kili hat aber leider nicht so eine coole Leuchtebrille wie der andere. Joa…

Kili:
Und weil ich grade keinen hart guten Einfall habe, was ich euch noch fragen kann, und eigentlich das Ende der Welt feiern will, gibts die Frage, die Lukas schon dauernd subtil in Unterhaltungen einfließen lässt… Welcher Chapter war euer Lieblings-Chapter und warum?

Felix:
Aaaalso… Also ehrlich gesagt… (lacht). Meine Lieblingschapter waren meine eigenen. War wirklich eine einzigartige Erfahrung, sich selbst als Teil der Geschichte der Shroedineers zu schreiben. Ich muss aber auch sagen, dass mir unter all den Highlights die ersten beiden Chapter von Kili und Lukas besonders gut gefallen haben. Für mich ist das absolut faszinierend bis unverständlich, wie man aus quasi nichts, was vorher feststeht, so eine Story mit Charakteren und Stimmung und Spaß entwickeln kann.

Lukas:
SEHR gute Frage, Kili! 😉
Also, rückblickend bin ich absolut begeistert, wieviel Deine Texte da vorgelegt haben! Vom allerersten Chapter bis zu diesem unfassbar trippigen Zeitreise/Drogen-Text, den ich – glaube ich – für den besten Post überhaupt halte! Dass Felix es halt echt geschafft hat, dieses irrsinnige Hexaflexogon zu falten, nachdem er tagelang recherchiert und aus igendwelchen Mathematiker-Doktorarbeiten vorgelesen hatte, das war auch so ein emotionales Highlight. Mein größter Alptraum war umgekehrt das “wir laufen durch Kowloon”-Video, bis das mal zeitlich getimed war; Videoschnitt bremst einen halt immer auf Tage aus, hab ich das Gefühl. Umgekehrt krass, wie “schnell” Texte dagegen auch so einen Hintergrund-“Mythos”etablieren und so wieder Videos ermöglichen, obwohl die Texte wahrscheinlich nur von einem Zehntel der Video-Klicker gelesen werden… Mediendifferenzen, immer wieder!

Lukas:
Meine letzte Frage an euch betrifft etwas, das Kili grad schon angesprochen hat: Also, wir hatten da jeden Tag so viele kleine Listen mit Projektaufgaben, Texte zu schreiben, Bildmotive zu finden, und immer immer und immer Videos zu schneiden bis 4h nachts… Das hat mich natürlich sehr an unsere Zeit im Bauwagen erinnert, gleiches Feeling. Für Felix war das jetzt das erste Mal… Frage, hat das gepasst für euch? Oder was würdet ihr das nächste Mal anders machen, wenn man nochmal eine Reise mit gemeinsamer Fiktionautik verbindet? Haben wir was Schlaues draus gelernt…?

Kili:
Rückblickend hätte ich gerne noch viel mehr coole Sachen gemacht. Also nicht, dass wir, wie du schon gesagt hast, nicht ohnehin schon absurde Zeiten und Deadlines zu beachten hatten, aber irgendwie bildet dieses ganze Format, diese Fiktionautik, so tollen Raum für kleine Ideen und kurze Konzepte dass ich da gerne noch mehr gemacht haette. Mehr von diesen animierten Zeichnungen und dem ganzen Quatsch. Aber das ist natürlich hart unrealistisch, weil wir echt viel zu tun hatten. Aber andererseits haben wir auch echt viel Bier und Schnapps getrunken die ganze Zeit. Mh… Ich denke mal, das kann man genau so weitermachen im nächsten Story-Arc. Wobei aber, ein bisschen mehr Chillen auch nicht so verkehrt gewesen wäre. Aber wer weiß, was die Katze ausheckt. (grinst dreckig)

Felix:
Also mir geht es da ähnlich wie dem Kili: Einerseits hätte ich gerne mehr gemacht, andererseits hätte ich auch gerne mehr Nichts gemacht. Schwierige Sache. Aber ich finde es auf jeden Fall eine großartige Sache, so einen Urlaub mit so einer Art Hauptstory zu verbinden, um die sich die Geschichten, die man so erlebt, dann drehen. Überhaupt, wie schon gesagt, hat auch das ganze Produzieren einen rießen Spaß gemacht. Ich glaube, dass werde ich jetzt nicht unbedingt bei jedem Urlaub so machen, ich kann halt glaube ich auch gut mal 2 Wochen hart entspannen, ohne dass mir langweilig wird. Aber auf jeden Fall wird das nicht die letzte Reise in dieser Art sein
– und bestimmt nicht meine letzte Erfahrung als Kastenwesen!

 + Felix

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