The Schroedineers, Chapter 5: Lukas

Zu viel Gerede. Zu viel Gerede. Zu viel Text. Felix wenigstens war zwei Tage lang schweigsam wie ein Gravitationengrab, aber nachdem wir mal einen Abend lang die Schnapsdirekteinpritzung sachte etwas runter gedreht haben, weiß auch er nicht mehr, wann man mal schweigen sollte. Keiner, keiner weiß es!

“Warum sind wir nochmal hier?”
“oooch, ich glaub um mal zu CHILLEN!”
“Bau doch mal einen!”
“Sollten wir nicht irgendwas… herausfinden?”
“Herausfinden? Was willst Du denn herausfinden? Wir wissen doch, wo alles ist.”
“Tür. Bett. fertig. Ist ja auch nicht so viel!”
“Leute! Ich versuche seit Stunden zu schlafen!!!”
“Schlafen? Bei DEM Neonlicht?!!”
“Jaa, das würde auch helfen, das mal auszumachen!!!”
“Felix, wie sollen wir denn dann lesen? Ich glaube, Dir ist nur langweilig!”
“Uh, Felix: SCHNAPS?!
“…Welchen?”
“OOOH, ich höre wieder diese Stimmen, aus der Wand übertragen, grölendes Menschenvolk, aus der Wand!!!”
“Kili hört wieder stimmen! Dem müssen wir nachgehen!”
“Wir könnten auch mal – DAS LICHT AUSMACHEN!!!”
“Aber hast Du vergessen, warum wir hier sind?”
“… warum eigentlich?”
“Ich schenk jetzt mal Grasovka für Drei ein!”

Warum eigentlich? All diese Fragen sind verwirrend, aber noch weniger gefallen mir die Antworten, die in den letzten Tagen in unserem Log zu lesen waren: “Eine Verschwörung ist im Gange. Kowloon ist so gut wie verloren. Die Singularität ist omnipotent.” Oben auf der Peak, als wir gemeinsam die Worte sagen, wird mir auch klar, woher diese enorme Textkonfusion her rührt; ich glaube, die anderen verstehen es auch: Als wir kurz und tief in die Struktur der Schroedinger Anomalie jenseits der Bay hineinschauen können, erblicken wir ihren Charakter. Nicht Raum, Zeit oder Kausalität fragmentarisieren sich, sondern unsere Narrative. Dies ist nicht EINE Geschichte, sondern drei, und sie torkeln wie ein sturzbetrunkener Hobo durch die Gassen der Causeaway Bay, nebeneinander, aufeinander gestützt, gegenseitig zu Fall gebracht oder zu unsinnigen Dummheiten angestiftet. Welcher unserer alten Feinde auch immer hinter den Hong Kong-Ereignissen stehen mag, sie sind direkt auf unsere Trias gerichtet.
Mit diesem Wissen treffe ich eine feierliche Entscheidung. Wenn die Fragen in uns selbst liegen, dann werde ich auch dort nach Verwirrung suchen. Ich hole vorsichtig ein paar kleine rote Psylocibin-Kapseln mit Azarius-Bedruckung aus einer eingenähten Tasche meines Rucksacks. “Ich werde hinaus auf die Inseln fahren. Ich werde weit weg von allen Autos und Maschinen in ein Fischerdorf gehen. Auf die INSEL LAMMA werde ich gehen. Und ich werde eine dieser Kapseln schlucken, um vielleicht einen Blick unter die Maske unseres Feindes zu erhaschen!
Wer ist dabei?!”

Felix schenkt sich verlegen einen Wodka ein, Kili klebt beschäftigt seine kleinen Aufkleber in die umliegende Landschaft. Wir werden sehen.

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