The Schroedineers, Chapter 3: Felix

Der erste Verdacht überkam mich in einer jener verworrenen Morgenstunden, die sich dieser Tage durch die Straßenschluchten Hong Kongs schleppten. Wir verließen unseren fensterlosen Unterschlupf nur wiederwillig, nahmen dann aber doch zunehmend lustvoll ein ausgedehntes Frühstück im Chung King Mansion ein – höllisch scharfes Hammelcurry und fettig triefende frittierte Hühnerteile. Ich verteilte mir gerade die Chili-Fisch-Paste reichhaltig über dem Reisberg in meinem Plastiknapf, als mir zum ersten Mal die Scheinheiligkeit in den Oberflächen der uns umgebenden Eregnisse entgegensprang. Was hatte ich da in meinem Napf? Hatte ich das so bestellt? Hatte ich das so gewollt? Ich schaute auf, um in den Gesichtern meiner Gefährten eine zweite Meinung zu finden. Lukas hatte sich gerade daran gemacht, sich die heisse, oelige Currysosse gierig mit Loeffeln einzuverleiben, waehrend Kilian mit lodernden Augen den Inhalt einer weißen und einer roten Plastiktube über sein Frühstück zu leeren begann. Warum eigentlich die Hast? Warum die Gier? Hatte der Tag nicht gerade erst begonnen?

Die Stimme der pakistanischen Servicekraft holte mich aprupt aus den Fahrwassern meiner Gedanken. “Are you finished yet? Huh? Huh? Many hungry customers waiting!” Eifrig grub ich meinen Loeffel tiefer in den Reisberg in meinem Napf und versuchte, entschlossen zu wirken. An diesem Morgen schafften wir es noch, unser Fruehstück zu Ende einzunehmen. Doch die Hast, die uns der Service-Mitarbeiter in die Knochen gesteckt hatte, sitzt selbst jetzt noch tief. Auf den klapprigen Holzstühlen eines abgefuckten Strassencafes im Herzen Kowloons sitzend rasen unsere Finger und Gedanken manisch über die laminierte Menükarte, als schon die strenge Mitarbeiterin mit hastigen Schritten auf uns einmarschiert. Schon bäugt sie fordernd über uns, mit Blicken aus Diamantbohrern und tippenden Fingern aus Atomuhren. “What do you want?” plärrt sie uns an und hebt schon ihren richtenden Zeigefinger, um selbst für uns zu wählen. “Uh, i guess, uhhh….” versucht Kili zu beschwichtigen. “FISH SOUP WITH CURRY!” presst Lukas hektisch heraus.

Die Bedienstete richtet ihre brennenden Augen auf mich.

Das blanke Entsetzen ergreift mich in diesem Moment, es schäumt und brodelt, schwappt, kippt, und invertiert schliesslich. Die völlige Klarheit mehrerer Generationen von Shroedineers durchdringt mich.

“Höret, Brüder. Eine Verschwörung ist im Gange. Kowloon ist so gut wie verloren. Eine permutative Temporalextraktionssingularität spielt unsere Zeit wie Marionetten. Wir müssen es beenden. Wir müssen die Singularität überlisten und Kowloon verlassen. Ein für alle mal.” Zuversichtlich wiederstehe ich dem Blick der Servicekraft und gebe mich verwirrt. Doch die Implikationen meiner Worte… Sie zuppeln gehörig an den Zipfeln meiner Seele.

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One Response to The Schroedineers, Chapter 3: Felix

  1. Phil says:

    Einfach HAMMER! Endlich, am Ende der Welt, hab ich die Zeit, mir alle eure abgefahrenen Stories und Texte und Videos und Bilder durchzulesen und anzuschauen!

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