The Schroedineers, Chapter 1: Kili

Chapter 1
Kili

Felix geht erneut auf alle Vieren. Die Bewegungen sind jedes Mal die gleichen. Selbst ich kenne sie schon auswendig, und das, obwohl ich nichts mit seiner animalischen Pflicht zu tun habe. Erst geschmeidig, dann abrupt, dann wieder geschmeidig, dann die Laute! Die Laute machen mir immer am meisten zu schaffen.

Lukas hört sie schon gar nicht mehr und zieht träumerisch an seiner Kippe. Ich drehe mich von dem obskuren Schauspiel ab und lasse meinen Blick nach oben schweifen – über die zahllosen Stockwerke aus Bambus, schmutzigem Beton und Neonlichtern hinter Leinen mit Trockenwäsche verhangenen Fenstern. Muss das denn jedesmal so lange dauern?
Unsere Seitengasse ist kaum breiter als ein Kleinfamilienauto, die Müllsäcke türmen sich meterhoch und aus der angrenzenden Straße strömen die vielfälltigen Düfte Hong Kongs Nachtmarkts zu uns herein.
Ich werfe einen nervösen Blick in das rege Getummel und Geschiebe, doch niemanden scheint unser Treiben zu interessieren. Nur ein paar Touristen die Touristensachen machen. Und das ist auch gut so – das letzte, was wir jetzt gebrauchen könnten, wäre eine saftige Geldstrafe wegen der Zigarette.
Lukas drückt sie aus, lässt den Stummel unauffällig verschwinden und richtet seine Aufmerksamkeit wieder auf Felix. Er macht die uns schon vertraute, abschließende Buckelbewegung und legt brummmend seinen Kopf in den Nacken. Wir halten alle gespannt unseren Atem an.
Die Katze auf dem Müllsack vor ihm zeigt keine Reaktion. Sie maunzt uns schäl an und hüpft über den Müll davon.

Ich atme genervt aus. “Ach komm, schon wieder?”
Felix steht auf und klopft sich den immaginären Schmutz von der Hose. “Also ich weiß ja immer noch nicht ob das alles so koscher war, was der uns da gesagt hat”
Lukas krazt sich am Kopf. “Noja, der sah schon aus, als hätte er gewusst wovon er redet”
Ich ziehe meine Augenbraue hoch. “Aber bei wie vielen Katzen sollen wir das denn noch machen? Bei wie vielen haben wir das jetzt schon gemacht?”
Felix richtet seine Jacke. “Du meinst wohl, bei wievielen ICH das jetzt schon gemacht habe. Und es waren zwölf. Ich habe diesen ganzen quatsch jetzt schon zwölf mal gemacht.”
Ich reisse die Arme hoch. “Zwölf! Da haben wir’s! Und keine von den zwölf Katzen hat das auch nur ansatzweise gebockt! Ich bin mir langsam nicht mal mehr sicher ob der Typ überhaupt wusste wer er selbst war!”
“Ich hab gleich gesagt, dass der nur schwer betrunken war.” erwiedert Felix mit bestimmter Stimme.
Lukas holt unser kleines Logbuch aus seiner Tasche hervor und blättert darin herum. “Ja, das war ja auch eindeutig. Ich hab das sogar notiert. Aber es steht alles hier. Wie wir ihn gefunden haben, wo wir ihn gefunden haben… sowas lässt sich doch keiner einfallen!”
Ich lunse grinsend zu Felix. “Außer er hätte mal gerne gesehen wie ein seltsamer Ausländer auf allen Vieren herumhüpft und strange geraüsche macht und all das.”
Lukas schlägt das Buch wieder zu. “DA hast du allerdings recht! Und beim ersten Mal war’s auch noch am besten! Vielleicht sollten wir nochmal von vorne anfangen.”
Felix sieht gar nicht so amüsiert aus. “Waaaaas? Das sag ich schon die ganze Zeit!”
Als erwiederung klopft Felix ihm auf die Schulter. “Ja, da siehste mal. Essen wir erstmal was, und dann geh’ mer zurück zum ChungKing Mansion.” Er zieht das visitenkartengroße Objekt aus seiner Hemdtasche. “Und dann sehen wir weiter” Als er es fest in seiner Hand hält, fängt es wieder an pulsierend zu leuchten. Wir werfen uns alle fragende Blicke zu, doch keiner wagt es, Fragen zu stellen die uns, oder zumindest mir, schon auf der Seele brennen seitdem wir in Hong Kong gelandet sind. Wird das Pulsieren wirklich schneller? Verändert sich der Farbton, langsam aber allmälich?
Wieviel Zeit hatten wir tatsächlich noch?

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